Geschichte


Der christliche Klosterbau erhebt im Allgemeinen keinen Anspruch auf eine beherrschende Lage. Eine Ausnahme dazu bilden die Bauten der Benediktiner und als eines der schönsten Beispiele dazu die Klosteranlage von Einsiedeln. Als eine der bedeutungsvollsten Klosteranlagen Europas entspricht Einsiedeln der Forderung nach architektonischer Monumentalität und geistigem Ausdruck.

Historischer Überblick

Der christliche Klosterbau erhebt im Allgemeinen keinen Anspruch auf eine beherrschende Lage. Eine Ausnahme dazu bilden die Bauten der Benediktiner und als eines der schönsten Beispiele dazu die Klosteranlage von Einsiedeln. Als eine der bedeutungsvollsten Klosteranlagen Europas entspricht Einsiedeln der Forderung nach architektonischer Monumentalität und geistigem Ausdruck.

Der Klosterplatz hat in den vergangenen Jahrhunderten diesem Anspruch nicht vollkommen Rechnung getragen. Er hat über die Zeit viele Veränderungen erfahren und hat seine heutige Form erst ab der Mitte des 18. Jahrhunderts gefunden, mit nochmaligen Anpassungen im 19. und 20. Jahrhundert.

Bis zur Neuanlage des Platzes im 18. Jahrhundert befand sich der Haupteingang zum Klosterbezirk auf der Nordseite in Richtung Etzel.

Auf dem Klosterplatz treffen sich Kloster und Dorf, hier liegt Gemeinsames. Man verlässt ihn, um sich jeweils dem Weltlichen oder Kirchlichen zuzuwenden.

Schon Kaspar Moosbruggers perspektivische Ansicht des Klosters von 1703 gibt die Neugestaltung des Klostervorplatzes wieder. Aber erst unter Abt Nikolaus II. Imfeld (1734-70) wird die Gestaltung angegangen. Im Herbst 1744 sind 4 Jesuiten, unter ihnen Pater Antonio Lecchi  wegen eines Druckvorhabens in der Stiftsdruckerei in Einsiedeln.  P. Lecchi lässt Abt Nikolaus Imfeld  im April 1745 ein Gutachten samt Entwürfen des Architekten Paulo Bianchi zur Gestaltung des Klosterplatzes zukommen. Sie wurden allerdings für den Einsiedler Platz als zu gross erachtet und zurückgeschickt. Einige, für die spätere Ausführung relevante Punkte wurden allerdings schon im Gutachten eindeutig festgelegt. Es sollte eine vorgelagerte Treppenanlage geben, mit seitlich anschliessenden Galerien, „in der Gestalt eines Theatri“, sowie die Akzentuierung der Galerie am Anfang und Ende durch Überkuppelung.

Die gewählte Variante führt das Dorf näher an das Kloster heran. Anstelle des Abstandhaltens durch eine vorgeschobene Terrasse tritt die Geste des Empfangens und Umfassens des Herankommenden. Der bewegte Kontrast zwischen der Konvexen Krümmung der Kirchenfront und den Konkaven Empfangsarmen der Arkaden trägt viel zur ausdrucksvollen, einladenden Geste gegenüber den Pilgern und Besuchern bei. Ohne Zweifel war dieses Ergebnis eine begrüssenswerte Umwertung des Klosterplatzes, die dem Vorplatz endgültig Charakter und Ausdruck verlieh.

Das Bauprojekt geriet aber auch in eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten. Die Dorfbewohner beanspruchten einen Teil des Klosterplatzes für sich und auch Schwyz erhob Einwand, da man um das Hoheitsrecht fürchtete, sollte das Kloster sein Asylrecht weiter ausdehnen.

In den folgenden Jahrhunderten wird der Klosterplatz mehrfach neu gepflästert und die Statuen werden restauriert. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde der Klosterplatz auch über den Bereich des Raumes zwischen den Arkaden mit einer Pflästerung versehen. Auch die Arkadenbögen wurden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erneuert. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kirchentreppe zwischen den beiden Kaiserstatuen erneuert. Im Rahmen der Vorbereitungen auf das Millenarium 1934 wurden die Arkaden und die beiden äusseren Pavillons nach den Plänen Moosbruggers erneuert und der Klosterplatz neu gepflästert. Von den ursprünglich 34 Figuren auf den Ballustraden stehen heute nur noch 8. Weitere Orginalstatuen werden im Kloster aufbewahrt.

Die Entwicklung des Platzes und des Abteihofs hier detailliert festzuhalten, würde den Rahmen dieser wenigen geschichtlichen Informationsseiten sprengen. Intersssierten sei hier unter anderem die Lektüre des Corolla Heremitana, Olten 1964, S. 389-413 und des Berichts von Anja Buschow Oechslin, Die Geschichte des Klosterplatzes im 19. und 20. Jahrhundert, Staatsarchiv in Schwyz empfohlen.


Geschichten und Erzählungen rund um den Klosterplatz

Kloster, Dorf und Klosterplatz haben eine lange, interessante gemeinsame Geschichte und vieles erlebt, Besuche von vielen Menschen, auch von Menschen, die Geschichten und Kommentare für die Nachwelt hinterlassen haben. Hier ist eine kleine Auswahl:

Hans Christian Andersen (1805 – 1875), der wohl berühmteste Dichter und Schriftsteller Dänemarks („Die kleine Meerjungfrau“) sagt am 14. Juli 1862 :

„Der Platz vor der Kirche ist voll von Boutiquen mit Rosenkränzen, heiligen Büchern und Bildern.“

Hans Christian Andersen (1805 – 1875)

Heinrich Hansjakob (1838 – 1916), katholischer Pfarrer, badischer Heimatschriftsteller, in seinen Reiseerinnerungen:

„…..Als ich nach der Rückkehr noch den grossen Platz vor der Klosterkirche betrat, verwunderte ich mich über seine absolute Menschenleere. Die Abendsonne und das Steinpflaster waren ganz allein , und der grosse Brunnen rollte sein Wasser monoton in die Stille hinein. Es könnte auf keinem Dorfkirchplatz stiller und einsamer sein.“

Heinrich Hansjakob (1838 – 1916)

Ein deutscher Abt, der während des ersten Weltkriegs Zuflucht im Kloster gesucht hatte, erschrak im Februar eines Kriegsjahres über den „ernormen“ Lärm, den die Dorfbewohner an Fasnacht auf dem Platz aufführten, dass er dachte, der Krieg sei nun auch nach Einsiedeln gekommen.

James Fenimore Cooper (1789 – 1851), US-amerikanischer Schriftsteller („Lederstrumpf“, „Der letzte Mohikaner“), schreibt in seinen „Streifereien durch die Schweiz“ von 1828

„……liessen wir unseren Gaul weiter traben und befanden uns bald auf einer Höhe, die die Aussicht von dem Ort gewährt, welchem die Pilger entgegengingen. ….. Inmitten solcher Landschaft erhob sich eine Anhäufung von Gebäuden, die in dem Ruf standen, eine Ähnlichkeit mit der Sankt Peterskirche in Rom, wiewohl mit sehr verringertem Massstab hinsichtlich Grösse, des Baustils und des Materials zu haben. Man erblickte klösterliche Gebäude zusammengruppiert….. und als Substitut des berühmten Säulenganges sah man zwei Reihen Zellen, in denen, wie in Waarenbuden, allerlei Heiligenbilder zum Verkaufe ausgestellt sich befanden.“

James Fenimore Cooper (1789 – 1851)

Meinrad Lienert (1865 – 1933), Schweizer Mundart- und Heimatdichter („S’Juzlienis Schwäbelpfyffli“, „Schweizer Sagen und Heldengeschichten“) in seinen Kindheitserinnerungen:

„Die tiefergehende Sonne beleuchtete das Kloster, also dass die grossen Turmuhren glänzten und blitzten wie lauter Gold. Und trotzig standen die beiden steinernen Kaiser am Aufgang zur Kirche da, wie die steinernen Engel und Engelein auf den Kramgassladen, mit blendendweissen Pelzröcken bekleidet. Doch konnte ich’s nicht leiden, dass ihnen Krone und Helm von hohen weissen Kosakenmützen zugedeckt waren. Es schadete ihrer Majestät. Rasch gelang es mir durch einige wohlgezielte Schneebälle , ihnen die entwürdigenden Bärenmützen abzuwerfen, wofür sie mit Szepter und Schwert verbindlich zu winken schienen.“

Meinrad Lienert (1865 – 1933)

Raymund Netzhammer (1862 – 1945),  Erzbischof von Bukarest:

„Unverwischbar sind besonders die Eindrücke, welche gestern Abend die unvergleichliche Prozession, die beim dunklen Nachthimmel im Geflimmer von tausenden von Kerzen zum Lichtalter auf dem Klosterplatz führte, hinterlassen haben.“

Raymond Netzhammer (1862 -1945)

Mythos des Marienbrunnens

Es gibt eine kleine Geschichte über Dorfbuben, die über das Thema des Altwerdens durch das Trinken aus den 14 Röhren des Marienbrunnens untereinander streiten. Es geht darum , dass einer der Buben auch aus allen 14 Röhren trinken will, die anderen aber ihn für einen dummen Esel halten. Er antwortet: „Jetzt werde ich alt, denn der Vetterpate hat gesagt, wenn man neunzig Jahre lang ab allen vierzehn Röhren trinke, werde man alt“

Die Antwort entbehrt nicht einer gewissen Logik.


Der heilige Meinrad und Die schwarze Madonna

Der heilige Meinrad

Meginrad (Meinrad) wurde bei Rottenburg (Stuttgart) geboren, war dann Schüler im berühmten Kloster auf der Bodenseeinsel Reichenau, wo er mit fünfundzwanzig Jahren zum Priester geweiht und Mönch im Benediktinerorden wurde. In einer mit einer Schule verbundenen Zelle am Zürcher See wurde er Vorsteher. Seine besondere Liebe zur Einsamkeit liess ihn dann am Etzel ein Einsiedlerleben führen. Um 835 zog er sich in eine Einsiedelei „im finsteren Wald“ südlich des Zürcher Sees zurück. Gegen seinen Willen verbreitet sich der Ruf des Einsiedlers schnell in der ganzen Gegend. Geschenke, die man ihm aus Dankbarkeit brachte, gab er gleich an die Armen der Umgebung weiter. Dennoch waren wohl solche Nachrichten der Grund dafür, dass er von zwei Räubern, die er zuvor noch mit Brot und Wein bewirtet hatte, 861 überfallen und mit einer Keule erschlagen wurde. Zwei Raben, die Meinrad aufgezogen und ernährt hatte, verfolgten die Mörder und veranlassten ihre Gefangennahme. Zunächst auf der Reichenau bestattet, wurden Meginrads Reliquien 1039 an den Ort seines Todes zurückgebracht. Aus der Zelle des Heiligen war inzwischen das Benediktinerkloster Einsiedeln geworden.

Die Gnadenkapelle (Marienkapelle)

Wer die Kirche betritt, steht in einem grossen, achteckigen Raum und erblickt vor sich die Marienkapelle aus schwarzem Marmor. Es ist die Gebetsstätte von Meinrad. Nach seiner Ermordung 861 zimmerten die „Waldbrüder“ über den Ruinen seines Altars eine Kapelle. Eingeweiht wurde sie am 14. September 948 durch Bischof Konrad von Konstanz. Nach der Legende soll ihm jedoch im Traum Christus erschienen sein, der die Kapelle einweihte, so dass Konrad auf die Einweihung mit der Begründung verzichtete, sie sei bereits von Gott geweiht worden. Das alljährlich am 14. September gefeierte Fest der Engelweihe geht auf diese Legende zurück. Die einfache ursprüngliche Kapelle wurde im Laufe der Jahrhunderte ausgebaut und erweitert. Im Mai 1798 wurde sie von den Franzosen zerstört und in den Jahren 1816 – 1817 neu erbaut.

Das Gnadenbild der schwarzen Madonna

Das heutige Gnadenbild in der Kapelle schuf ein unbekannter Künstler im 15. Jahrhundert. Es ersetzte das ursprünglich romanische Gnadenbild, welches beim Brand von 1465 zerstört wurde. Schon sehr früh bekamen Maria und das Jesuskind den prachtvoll bestickten Behang, der je nach Fest und Farbe wechselt und nur Gesicht und Hände freilässt. Auf dem Haupt eine Krone – so hat sie schon Bruder Klaus gesehen.

Das Einsiedler Gnadenbild gehört zur Reihe der berühmten schwarzen Madonnen Europas. Die schwarze Hautfarbe stammt vom Russ der Kerzen und Lampen, die vor der Figur brannten. Als sie 1803 in Österreich restauriert wurde, legte der Künstler die ursprüngliche Farbe frei und bemalte sie wieder fleischfarben. Diese Änderung stiess in der Bevölkerung auf Unmut und so wurde die Madonna schwarz übermalt.


Das Kloster Einsiedeln

Die Geschichte

Im Jahr 835 zog sich Meinrad, ein Benediktiner der Insel Reichenau, als Einsiedler in den „Finstern Wald“ zurück. Ihm folgten andere Einsiedler, unter ihnen Bischof Benno von Metz. 934 fasste Eberhard, ein vornehmer Priester aus Strassburg, die Einsiedler zu einem Benediktinerkloster zusammen. Im Kloster wirkten ausgezeichnete Lehrer, z. B. der selige Abt Gregor aus England (+996) und der heilige Wolfgang, später Bischof von Regensburg (+994).

Gefördert von Bischöfen, vom Adel (besonders von Herzogin Reginlinde) und vom Königshaus wurde Einsiedeln ein geistliches und kulturelles Zentrum für ganz Alemannien und strahlte auch nach Bayern und Oberitalien aus (Neugründungen und Reform von Klöstern; Ernennung von Mönchen zu Bischöfen). Aus gesellschaftlichen und politischen Gründen kam es nach 1100 zu einem stetigen Niedergang der adligen Fürstabtei, die zur Zeit der Reformation nur noch aus einem einzigen Mitglied bestand.

Seit dem 14. Jahrhundert blühte aber die Marienwallfahrt auf, und nach der Reformation erstarkte das Kloster wieder bis zu einer neuen Hochblüte in der Barockzeit. Nach der Aufhebung von 1798 und einem dreijährigen Exil wurde neu begonnen. Trotz anhaltender politischer Gefährdung kam es bald zu einer neuen Blüte des Klosters samt seines neuen Gymnasiums. Das Kloster wird ein Mittelpunkt der katholischen Schweiz und ist ein international beliebter Wallfahrtsort. Es kann im 19. und 20. Jahrhundert Neugründungen in Nord- und Südamerika vornehmen, die jetzt zum Teil grösser sind als Einsiedeln.

Der Klosterbau

Weil die romanischen und dann gotischen Bauten im Lauf der Jahrhunderte gelitten hatten und den räumliche Ansprüchen nicht mehr genügten, wurde 1704 mit der jetzigen barocken Klosteranlage begonnen: ein streng symmetrischer Bau mit vier Innenhöfen. Die nach Osten gerichtete Klosterkirche bildet den zentralen Trakt des grossen Rechtecks. Die andern Trakte, über helle und geräumige Gänge verbunden, dienen als Wohn- oder Arbeitsräume für Gemeinschaft und Stiftsschule, für die Stiftsbibliothek, die Gäste und die internen Dienste (zum Beispiel die Küche).

Kunstvoll ausgestattet sind der Speisesaal, der Grosse Saal (1709) und die Grosse Bibliothek (1738). Erwähnenswert ist der Klostergarten. Zu verschiedenen Zeiten kamen Nebengebäude für Verwaltung, Schule, Werkstätten und für die Pferdezucht hinzu.

Auf dem barocken Klosterplatz mit dem Fraubrunnen (1747) erhebt sich die Sandsteinfassade der Kirche mit den markanten Türmen. Architekt der neuen Klosterkirche war Bruder Kaspar Moosbrugger, der schon die Pläne der Gesamtanlage entworfen hatte. Die Kirche konnte am 3. Mai 1735 eingeweiht werden.


Der Marienbrunnen

H.J. Kuen schuf 1684-86 den Brunnen, der in der Mitte des Platzes, unterhalb der Arkaden steht. Der Brunnen geht auf den so genannten Meinradsbrunnen zurück, wie er schon im Blockbuch von 1460 dargestellt ist. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wechselt der Brunnen seinen Platz, da die ursprüngliche Quelle anscheinend versiegt war. Es stellte sich erst später heraus, dass die Quelle nur einen  „Ausgang“ weiter unten im Dorf gefunden hatte.

1754 fand man also, nach dreijähriger Suche, eine neue Quelle in der Nähe der alten Position, verlegt aber dann den Brunnen mit einer neuen Marienfigur sowie einer neuen Bekrönung in die Mitte der Platzanlage, wo er sich auch heute noch befindet.

Der Liebfrauenbrunnen verfügt über 14 Ausflussröhren. 1749 wurde das Kuppeldach über den 7 Säulen durch Volutendocken ersetzt, die von einer vergoldeten Krone überragt werden. Die Marienstatue (die kupfervergoldete Statue der Unbefleckten Empfängnis)  wurde übrigens von Domenico Pozzi aus Mailand angefertigt.


Sichern Sie sich Ihr eigenes Stück Klosterplatz